Freitag, 23. Juli 2010

Frau. Karrierefrau. Natürlich, kein Protest. Aber dann, diese Biestigkeit. Dieses extreme Ausfahren von Ellenbogen, wenn sie nämlich, in Leitungsposition, Anfang 40, endlich Mutter wird und den Erfolg natürlich beruflich weiterhin praktiziert und gleichzeitig Übermutter ist. Also: Alles richtig macht. Mann schaut skeptisch zu. Die Leitungsfrau nimmt dann auch Körperhaltungen an, Gesten, Gesichtszüge, sprachlichen Ausdruck, Mann fragt sich, wo er hier noch gebraucht werde, wo die Leitungsfrau doch gleichzeitig Jägerin und Sammlerin, Beschafferin der Nahrung, Kindererzieherin, Beschützerin ist, also alle verfügbaren Rollen der menschlich-historischen Rollenverteilung mit sich selbst besetzt, natürlich auch, um nach außen alles richtig zu machen und bloß keine Konventionen zu verletzen. Mann schaut zu und denkt sich: Hat sie nicht mehr alle? Das stellt die sich doch bitte nicht unter Gleichberechtigung vor? Welches halbwegs intellektuelle menschliche Gehirn kann die vollkommene Abschaffung eines möglichen Partners wollen, um dann vollständig dessen Part selbst zu übernehmen? Die Aufteilung von notwendigen Aufgaben ist doch ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Entwicklung, betriebswirtschaftlich zum Beispiel vollkommen notwendig. Aber, wurde mir gesagt, ich sähe das aus meiner wenig akzeptierten maskulinen Prägung, ick könne das gar nicht beurteilen, als Mann, der Frauen unterdrücken möchte, einschränken, einsperren und ausnutzen. Dies wiederum bewies mir noch einmal deutlich die wahrscheinliche Inkompatibilität der Geschlechter. Miteinander geht nicht, ohne aber auch nicht. Futter für Tragödien.





Mittwoch, 2. Juni 2010

Gähnende Langeweile und alles auffressende Leere. Da ist nichts mehr, nichts, gar nichts. Schwarz. Weiß. Nicht einmal mehr ein paar Polaroids von sonnigen Poolparties irgendwo im Süden. Nicht einmal mehr ein Abend vor dem Fernseher, herumliegen in bildschirmleuchtender Düsternis, ein paar quakige Stimmen aus der Konserve, oder so. Nichts. Alles anfassen und gleich wieder fallen lassen. Sogar die geplante Nacht im Hotel Sowieso endete in absoluter Ödnis: Ohne Verlangen auch kein Hinlangen. Oder so. Gähnende Langeweile und alles auffressende Leere. Mehr ist da nicht mehr.





Montag, 22. März 2010

Ganz selten wird man mal von der K. zum Essen eingeladen, aber wenn, dann. Lohnt es sich. Wein und Bier fließen in Strömen, auch das Buffet ist nicht zu verachten und erst der Nachtisch, eine Pracht. Mit schönen Dingen angefüllt, kurz vor dem Bersten, unterhält man sich angeregt, mit diesem und jener und läuft Gedanken über den Weg, die man aufschnappt, in schönster Sättigkeit, der Alkohol wirkt auch viel langsamer und schnell entsagt man der einen oder anderen Enthaltsamkeit, die man vor nicht allzu langer Zeit schwor, ist doch nur für heute Abend. Auch die E. ist da, ein Schmunzeln auf den Lippen, in netter Abendgarderobe und eine Zigarette in der Hand, qualmend, lachend, trinkend. Hallo schöne Frau, sage ich, den Ton irgendeines berühmten Hollywood-Detektivs imittierend, das kennt sie schon, da lacht sie drüber. Die Unterhaltung läuft gut, die Zigarettenschachtel leert sich zusehends, wie die Weingläser, der Wein, der Wein, Weib ist auch schon da, kein Gesang. Um eins ist die Sause noch nicht vorbei, beschließen wir, die E. und ich, der verwegene Star mit windschiefem Grinsen auf den Backen und ner Fluppe im Mundwinkel, fehlen nur noch Trenchcoat und Knarre. Der Taxifahrer grinst, wir fallen Arm in Arm auf die Rücksitzbank, denn wir sind druff druff druff, feiern bis zum Morgengrauen. Hier kamman nich mear feiarn, sagt Grinsekatze Taxidriver, na, sag ich, dann fahr uns ebend zum Hotel. Hinein geschlüpft, in die Anonymität des Hotelzimmers, ein Dusche genommen, benommen übereinander her fallen, überhaupt fallen, ganz tief und weich, die E., gekrönt mit dem Oskar für die Rolle der besten Nebendarstellerin, und ich, der Superstar, ohne Preise, Ruhm oder Ehre.





Donnerstag, 4. Februar 2010

Wenn zwei, die von einander wissen, dass sie im Prinzip unantastbar sind, umeinander herum schleichen. Beide sind sie Herr und Dame über ihre eigene, schöne Burg, Burgherr und Burgfrau, weit voneinder entfernt sind die beiden hochherrschaftlichen Sitze, irgendwo auf der Spitze eines scheinbar uneinehmbaren Berges. Und doch schauen sie ab und zu durchs Fernglas, beäugen die Burg des anderen, vielleicht um Schwachstellen zu finden oder Gemeinsamkeiten. Der Blick eben, durchs entfernte Rohr, was sollte der, fragt er sich dann, während sie immer mal wieder und regelmäßig hinüber schielt, um zu schauen, was er dort tut. Was, denkt er sich, soll das, um Himmels Willen? Und sie fragt sich das auch. Und doch schleichen sie umeinander herum, die Unantastbaren, glücklich und unglücklich zugleich.





Dienstag, 2. Februar 2010

Nun kauft doch endlich diese verdammte CD und hört mit diesem ekelhaften Rumgemahne, Rumgemeine und Um-den-heißen-Brei-Gerede auf. Als hätte man Angst vor einem neuen Zumwinkel. Aber ein paar Hartz-4ler schnell mal zum Arbeitsdienst zwingen wollen, weil die ja alle so faul sind.





Montag, 4. Januar 2010

Einsam sein wollen, wenn man einsam sein kann.

Die Einsamkeit auch als Glück empfinden, wenn man weiß, dass man nur den Hörer des Telefons in die Hand nehmen, die eingespeicherte Nummer wählen und der erwarteten Stimme zuhören muss.

Schon viel zu viele Häfen angesteuert, irgendwann muss man doch mal sesshaft werden.





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